DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR PSYCHOLOGISCHE SCHMERZTHERAPIE UND -FORSCHUNG E.V.

SCHMERZBEFRAGUNG (SCHMERZANAMNESE)

Chronische Schmerzen sollten möglichst bald von einem auf die Schmerztherapie spezialisierten Facharzt und einem ebenfalls entsprechend spezialisierten Psychotherapeuten untersucht und behandelt werden. 
Wichtiger Teil dieser Untersuchung ist die genaue Erfassung der Schmerzen in allen ihren Merkmalen. Wichtige Fragen können bereits vor der Untersuchung durch Ausfüllen z.B. des Deutschen Schmerzfragebogens geklärt werden. 
Bei der Schmerzanamnese wird untersucht: 

  • Wo (an welchen Körperstellen) treten die Schmerzen auf? Wo sind die stärksten, wo weniger belastende Schmerzregionen?
  • Wie häufig treten Schmerzen auf (andauernd, mehrfach täglich oder pro Woche, andauernd mit zusätzlichen Anfällen u.ä.)?
  • Welcher Art sind die Schmerzen (z.B. brennend, stechend, ziehend, quälend)?
  • Wie stark sind die Schmerzen? (→ siehe Schmerzmessung)
  • Wann haben die Schmerzen begonnen? Dies kann ein konkretes Auslöse-Ereignis sein (Verletzung, Gips, Unfall).
  • Wie stark behindern die Schmerzen im Alltag und im Beruf welche Tätigkeiten und Aktivitäten? Wann treten die Schmerzen verstärkt auf?
  • Welche Folgen haben die Schmerzen auf Stimmung, Lebensqualität und Erleben?
  • Haben sich die Schmerzen im Verlauf der Erkrankung verändert?
  • Wie können die Schmerzen vermindert werden?  Welche Behandlungen sind bereits erfolgt (z.B. welche Medikamente, Operationen, ambulante oder auch stationäre Therapien, heilpraktische oder physikalische Behandlungen) und mit welchem Erfolg? Welche eigenen Maßnahmen der Schmerzlinderung werden eingesetzt?

Wichtig sind für die Therapie der Schmerzen aber auch die gesamten Lebensumstände im Zusammenhang mit der Vorgeschichte des Betroffenen. Sowohl körperliche, als auch seelische Verletzungen der jüngeren oder älteren Vergangenheit (Mobbing am Arbeitsplatz, Kränkungen, Vernachlässigung), Verlust-Erfahrungen (Trennung, Todesfall) oder besondere Belastungen (Überforderungen, Pflege eines Angehörigen), aber auch Erkrankungen können für die Entstehung und Aufrechterhaltung chronischer Schmerzen von Bedeutung sein. Die möglichst offene Beantwortung gerade dieser Fragen zur persönlichen Lebenssituation kann für das Verständnis von Schmerzen entscheidend sein.
Autor: Wolfgang Richter